Daoudabougou
Wir wissen nicht, wie viele Mädchen davor bewahrt wurden beschnitten zu werden, aber es dürften Hunderte sein....

Wir nennen es das Daoudabougou-Projekt:
An die 50.000 Menschen leben dort, es ist ein sehr armes Viertel, ohne Kanalisation, wenig Strom, mit schlechten Straßen.
Unsere Partnerinnen vor Ort, Dr. Omou Traoré, Ärztin, Mariam Seck, Soziologin und
Frau Touré, Mitarbeiterin aus dem Familienministerium, haben in den letzten sechs Monaten (Frühjahr und Sommer 2018) an die 3.000 Personen unterrichtet und über die dramatischen Folgen der Beschneidung aufgeklärt.
Der Eingriff ist absolut tabuisiert, niemand darf dabei sein außer der Beschneiderin,
ihrer Assistentin und dem Opfer.
So weiß keiner von den Familienangehörigen, was dabei tatsächlich geschieht und
was es wirklich bedeutet, ein Mädchen zu beschneiden.
“Es war schon immer so, also wird es schon richtig sein”, denken die Leute.
Die Beschneiderinnen stehen hoch im Ansehen und verdienen ungewöhnlich viel Geld, was der Aura des Geheimnisvollen geschuldet ist.
Nach vollzogener Beschneidung erhalten die Mütter ihre weinenden und blutenden Mädchen, meist Säuglinge, in den Arm gedrückt und sind völlig mit der Situation überfordert, sie müssen miterleben, wie ihr Kind vor Schmerzen schreit, Fieber entwickelt oder apathisch wird. Einige Mädchen verbluten. Auch darüber wird nicht gesprochen. Manche Menschen sind vielleicht skeptisch, ihnen fehlen das Wissen und die Argumente, sich wirklich gegen diese Praxis zu wehren.

Deshalb fiel das Projekt auf einen sehr fruchtbaren Boden:
unterstützt von den lokalen Autoritäten und dem Chef du Quartier wurden die Bewohner (jeder war willkommen) 2 x wöchentlich unterwiesen.
Der Unterricht fand in Schulen des Viertels, auf Höfen und in unserem Mädchenzentrum Jigiya Bon statt.
Die Reaktion war überall die gleiche: es war ein Schock für die Menschen zu erfahren, was genau passiert.
Die Biologie des menschlichen Körpers wurde ihnen erklärt, die Durchführung dieses Eingriffs mit einem unsterilen Messer oder einer alten Rasierklinge, das Einschneiden oder Abtrennen der äußeren Genitalien und der gesundheitliche Schaden, den die Beschneidung verursacht sowie die Folgen, die sie zeitigt.
Jedem war freigestellt darüber zu denken was er wolle.
Aber alle Zuhörer waren fassungslos. Dutzende Zuhörer meldeten sich freiwillig, sie wollten mehr erfahren, wollten als Multiplikatoren fungieren, um das Wissen in ihren Großfamilien zu verbreiten.
Jugendliche taten sich zu Gruppen zusammen, entwickelten Sketche und Tänze,
riefen Treffen ein, um die Informationen weiterzugeben.
Empört sprangen bei den Vorträgen, die mit Fotos und Filmen begleitet wurden,
immer wieder Frauen auf und schrieen:
“Das muss endlich aufhören. Sofort. Man darf Mädchen nicht mehr beschneiden”.
Eine Frau namens Kadiatou Coulibaly hatte ihre Schwiegertochter Alima mitgebracht,
die gegen ihren Willen heimlich ihre Töchter beschneiden ließ. Nach der Sitzung war auch Alima überzeugt und bereute ihr Tun sehr.

Dr. Traoré resümiert, dass 80% der Teilnehmer jetzt nicht nur gegen die Beschneidung sind, sie setzten sich auch aktiv für ein Verbot dieser Praktik ein.

Die Nachfrage, diese Informations-Kurse fortzusetzen, ist riesig. Dafür suchen wir dringend neue Spender.