Seit Einführung des Gesundheitsunterrichts, besser bezeichnet als „cours de sensibilisation“, den die engagierte malische Ärztin Dr. Oumou Traoré seit einigen Jahren für die Schulstipendiatinnen von „Häuser der Hoffnung“ anbietet, haben wir uns darüber Gedanken gemacht, wie das dort vermittelte Wissen einem größeren Kreis von SchülerInnen zugänglich gemacht werden kann.
So ist dieses ambitionierte Programm entstanden, eine Gemeinschaftsproduktion 2er deutscher und 2er malischer Organisationen, angelegt auf die Dauer von 3 Jahren, Beginn Oktober 2019.
An mehreren privaten Schulen im Zentrum von Bamako, im Stadtteil Daoudaobugou, einem sehr armen Bezirk, wird je eine Gruppe von zukünftigen Experten, bestehend aus Lehrerinnen und Lehrern, ausgewählten Schülerinnen und Schülern, Eltern, insbesondere Mütter und Respektspersonen geschult.
Ausgesucht wurden diese Schulen, da bereits ein guter Kontakt zu ihnen bestand, weil einige der von HdH durch Schulstipendien geförderten Mädchen genau diese Schulen besuchen.
Das Vorhaben: Eltern werden sensibilisiert, der Alphabetisierung und dem Schulbesuch ihrer Kinder positiv gegenüber zu stehen. Ein neu zu gründendes Mikrokreditinstitut soll mittellosen Familien bei der Finanzierung des in Mali üblichen Schulgeldes helfen.
Die ausgewählte Gruppe erhält ein fundiertes Fachwissen zu Themen, die in der malischen Gesellschaft oft und noch immer mit Tabus belegt werden, weil grundlegende Informationen fehlen:
Es geht um Hygiene, Schutz vor ansteckenden Krankheiten, Pubertät, Sexualität, Menstruation, Verhütung, Familienplanung, Kinderehe, Beschneidungsfolgen, Kinderrechte, Kommunikationsformen, Gewaltvermeidung, Selbstsicherheit und vieles mehr.
Diese Personen werden über einen längeren Zeitraum Ansprechpartner für alle Schüler der Schule sein, die sich zu Gesundheit und zu Kinderrechten informieren möchten. Das Expertenteam soll den Schülern und deren Familien mit Rat und Tat zur Seite stehen und das Wissen stetig weitergeben, so dass im Laufe der 3 Jahre des Pilotprogramms alle Schüler der Schule und deren familiäres Umfeld erreicht werden und das Wissen von Jahrgang zu Jahrgang getragen wird.
Langfristige Ziele der Projektaktivitäten sind:
– die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, sich umfassend zu gesundheitlichen und menschenrechtlichen Fragen zu informieren und sind in den genannten Themengebieten aufgeklärt
– die Praxis der Zwangsverheiratung minderjähriger Mädchen wird aufgegeben
– die Praxis der Exzision wird aufgegeben
– Schülerinnen und Schüler können beschützt aufwachsen
– junge Menschen erleben es als erstrebenswert, Schule, Ausbildung und Beruf auszuüben
– Jugendliche kennen ihre Rechte und können ihr Leben, Familiengründung und die Anzahl ihrer Kinder selbstbestimmt planen
Das AMDD-Projekt wird von der Ärztin Dr. Oumou Traoré, die mit uns seit Jahren verlässlich und engagiert in vielen Gesundheitsprojekten zusammenarbeitet und Alzaouza SAMAKÉ geleitet, einer journalistisch tätigen erfahrenen Projektleiterin.
Nota bene: der Wunsch nach dieser Maßnahme wurde uns aus der malischen Bevölkerung herangetragen. Wir hier in Deutschland nehmen die Bedürfnisse und Sorgen wahr und versuchen, die Malierinnen gut zu unterstützen. Inhalt und Präsentationsform werden von den malischen Organisationen ausgearbeitet, der Unterricht wird mit dem nötigen Respekt und Zurückhaltung durchgeführt.
deew ka hakè sabatili – auf Bambara: Respekt vor Kinderrechten –ist ein Pilotvorhaben mit innovativem Potential und Modellcharakter. Es wird angestrebt, dass es von Studierenden wissenschaftlich begleitet wird. TDF und HdH werden in ihren Netzwerken eine entsprechende Ausschreibung verbreiten.