Bossofala - Gesundheitskampagne auf dem Land

Von 2018 bis 2019 konnten wir, finanziert vom BMZ (Bundesministerium für wirtschaftlichen Zusammenarbeit) in 17 Dörfern der Kommune Bossofala ein Projekt zur Verbesserung der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Situation der Bevölkerung durchführen. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf Aufklärung und Information über die gefährlichen Folgen der Mädchenbeschneidung.

Die erste Phase des Projekts galt der Sensibilisierung: Dorfchefs, Politiker, Verantwortliche, Lehrer, Respektspersonen, Eltern, Ärzte, Hebammen, Krankenschwestern, Schüler, Lehrer, alle Bewohner der Dörfer konnten gewonnen werden, sich an dem Projekt zu beteiligen.

Die Inhalte umfassten: Gesundheitsunterricht und Alphabetisierung von Erwachsenen. Dazu wurden Sketche aufgeführt, Theatervorführungen präsentiert, Radiodebatten abgehalten und eine Fernsehsendung produziert. Verantwortlich für die Umsetzung war unser malischer Partner AMDD. Der Erfolg blieb nicht aus: bereits nach wenigen Monaten erklärten sich 4 Dörfer öffentlich im Fernsehen als beschneidungsfrei. Die Dorfchefs warnten, dass jeder, der jemals wieder ein Mädchen beschneiden lassen würde, aus dem Dorf verstoßen würde.

Der Erfolg erklärt sich auch durch die Reflect-Methode. Das ist eine partizipative Pädagogik, die unmittelbar an die Bedürfnisse der Teilnehmer anknüpft. Fehlende schulische Grundlagen und mangelnder Zugang zu Bildungsmöglichkeiten haben zur Folge, dass Wissensvermittlung persönlich und anschaulich stattfinden muss. Die meisten Frauen haben Schreckliches zu erzählen und hatten zum ersten Mal die Gelegenheit, sich darüber auszutauschen. Eine neue Welle der Solaridität wurde erlebt. Oft zeigten sich auch Männer fassungslos darüber, was ihren Töchtern durch die Beschneidung angetan wurde. Männer waren und sind von diesen Traditionen meist komplett ausgeschlossen.