Einweihungsfeier der Grundschule im Dorf Boro im Dogonland

 21. January 2012

Ein Bericht von Gunthard Weber

21. Januar 2012

Zu dritt hatten wir uns, von dem deutsch sprechenden Reiseführer Hamidou “Bijou” Keita gefahren, von Bamako aus in dessen in die Jahre gekommenen, aber unverwüstlichen Toyota-Jeep mit Vierradantrieb im Januar 2012 auf die 500 km-Reise nach Nordosten begeben, um ins Dogonland zu gelangen. Die Straße von Bamako über Segou (Hauptstadt zur französischen Kolonialzeit) über Mopti am Niger nach Gao ist eine der wenigen gut zu befahrenden Teerstraßen in Mali.
Es gab zwar Terrorwarnungen, aber wir wagten die Fahrt trotzdem.

Das Dogonland liegt östlich von Mopti und Bandiagara ist die Hauptstadt eines Landkreises und Ausgangspunkt vieler Touristen, die die Dogondörfer (Weltkulturerbe) besichtigen wollen. Es liegt oberhalb der Felsen von Bandiagara (Falaise de Bandiagara), einer Sandstein-Steilstufe, die nach Süden auf einer Länge von 200 Kilometern fast senkrecht und bis zu 300 Meter tief in die Gondo-Ebene abfällt. Das Dorf Boro, 9 km nördlich von Bandiagara gelegen, ist eine der 21 Gemeinden des Landkreises und für Fahrten dorthin braucht man Vierradantrieb.
Wir, das waren Irmgard Donner, eine pensionierte Gymnasiallehrerin, die schon einmal sechs Wochen den Mädchen im Zentrum Jigiya Bon in Bamako vor allem Französisch-Nachhilfeunterricht gegeben hat, Nele und Gunthard Weber. In San war Ruth Hoffer, ebenfalls eine Mitinitiatorin der Maliprojekte, zu uns gestoßen. In Bandiagara trafen wir Mamoudou Tapily, ein Vorstandsmitglied des malischen Partnervereins. Er hatte mir erzählt, dass er aus Boro stammt und das es dort noch keine Schule gäbe. So entstand der Plan, dort in Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft eine Grundschule zu bauen. Die Männer des Dorfes haben aus den Felsen in der Nähe des Bauplatzes die Steine für den Bau der Schule gehauen.
Am Morgen des 21. Januar 2012 begaben wir uns gemeinsam auf die Fahrt nach Boro. Unterwegs besichtigten wir an einem Staudamm große Zwiebelfelder. Der Verkauf von Dogonschalotten ist eine der Haupteinnahmequellen für diese Region. Ein einfaches schon etwas verrostetes Schild am Straßenrand kündigte den Ort an. Trocken und steinig wirkte das Land, das wir durchfuhren. Schon weit vor dem Festplatz neben der Schule wurden wir von einer langen Reihe am Straßenrand entlang tanzender und singender Männer mit Salutschüssen begrüßt. Kurz nach uns kamen auch andere Ehrengäste an, z. B. der Bezirksrepräsentant des Gouverneurs, der Schulrat und der Bürgermeister. Durch eine Gasse laut jubelnder und singender Dorfbewohner und Schulkinder werden wir mit Musik- und Trommelbegleitung zum Festplatz geleitet. Wir schütteln viele Hände. Es folgen Reden vom Dorfältesten, dem Bürgermeister, dem jungen Schuldirektor, dem Schulrat u.a. Unterschiedlich zusammengesetzte Gruppen tanzen vorbereitet oder spontan, die teilweise archaisch braungekleideten Jäger des Ortes ziehen singend und trommelnd an uns vorbei, immer wieder Salutschüsse abgebend. Wir bekommen ein Schaf geschenkt, einen Sack Schalotten, blaue, indigogefäbte Stoffe, die die Dogon selbst weben und färben. Gunthard Weber muss später ein altes helles, langes Dogongewand überziehen. Die Erstklässler führen kurze eingeübte Sketche vor, in denen es um Erziehungsprinzipien geht wie Disziplin, Bildung, Erfolg und Fleiss. Alle Kinder schütteln nacheinander allen Ehrengästen die Hand, hissen anschließend die malische Fahne und die Nationalhymne wird gemeinsam gesungen. Für uns waren die rituellen Maskentänze, für die die Dogon bekannt sind, ein besonderer Höhepunkt.

Schülerinnen und Schüler begrüßen die Ehrengäste wie den Präfekten, den Vertreter der Schulbehörde und die Besucher aus Deutschland.

Die Schüler/innen schütteln den Ehrengästen zur Begrüßung die Hände.

Das Dogonland ist für Maskentänze auf Stelzen berühmt.
Rituelle Maskentänze zur Einweihungsfeier.

Dann ziehen alle zur Einweihung der Schule, an der auf großen Transparenten die Bedeutung der Schulbildung und der Dank für die Unterstützung ausgedrückt wird. Das rote Band wird durchschnitten und alle strömen in die Klassenzimmer, die von dem Schuldirektor liebevoll ausgemalt wurden. Auf den Tafeln viele sorgfältig geschriebene Zitate und Sprichwörter. Schüler führen ihre ersten Französischkenntnisse vor.

Ein Schild an der Schule wird enthüllt:
Ecole Bongo Tapily Boro (das ist der Gründer des Dorfes)
Avec l’appui financier der Haüser der Hoffnung.e.V.
Dann geht es zur Einweihung der nahen, neuen Trockenanlage für Schalotten für die Frauenkooperative. Die Maschine zum Verkleinern der Zwiebeln wird uns in Funktion gezeigt und alle kommen mit tränenden Augen wieder aus dem Raum. Hier steht auf dem Schild:
Unité de Production D’Echalottes Sechées Nele Weber (sie spendete die Anlage),
Nos remerciments à la famille Weber pour la réalisation de l’unité.

Schule "Bongo Tapily" Boro. Mit Finanzieller Unterstützung von Häuser der Hoffnung e.V. .

In Mali muss es bei solchen Gelegenheiten immer etwas zu essen geben und man isst mit den Händen in Gruppen gemeinsam aus großen Schalen, Reiss mit Lammstücken und Sosse. Nele Weber wird vom Bürgermeister darauf hingewiesen, dass sie mit der falschen Hand isst.
Später sieht man in der ganzen Umgebung der Schule tanzende und singende Gruppen, die Frauen bunt gekleidet: ein lebendiges, farbenfrohes Bild und zum Abschluss eines besonderen Tages zeigt uns Mamoudou Tapily sein schönes Heimatdorf mit seinen Lehmhäusern, seinen Gärten, Feldern, dem Brunnen und der Produktionsstätte für Lehmziegel.
Ein unvergesslicher Tag. Die Dankbarkeit des ganzen Dorfes zu erleben, die ersten 73 SchülerInnen (36 Jungen und 37 Mädchen) in der Klasse sitzen zu sehen und zu wissen, dass die Schule staatlich anerkannt ist und der Staat drei LehrerInnen bezahlt, gab uns das Gefühl, dass sich das Engagement gelohnt hat und dass die Spenden, die Häuser der Hoffnung e.V. dafür nahm, gut verwandt worden sind. Die Schule ist ein weiteres Haus der Hoffnung.

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