Zur aktuellen Lage in Mali
Wie auch aus den Reiseberichten Gunthard Webers hervorgeht, sind die Aktivitäten von Jigiya Bon zum Glück nicht betroffen. Die Mädchen und jungen Frauen lernen, im Schneideratelier wird gearbeitet, der Mikrokredit hilft den Mitgliedern, in Siokoro ist die Produktion in Gang gekommen, in Boro läuft der Schulbetrieb normal.
Seit den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der 2. Hälfte 2013 hat sich die Lage im Land etwas konsolidiert. Die für Mali einmalig hohe Wahlbeteiligung von 50% zeigte das Bedürfnis der von Terror im Norden, der folgenden Flucht einer halben Million Menschen, dem Putsch im März 2012 und hohen Nahrungsmittelpreisen geplagten Bevölkerung nach einem Neuanfang. Große Erwartungen wurden in den neuen Präsidenten aber alten Politiker Ibrahim Boubakar Keita, kurz IBK, gesetzt, die er bisher nicht erfüllen konnte.
Zwar konnten die Franzosen, unterstützt von afrikanischen Truppen, die meisten von den islamistischen Banditen besetzten Städte befreien – nur Kidal im äußersten Nordosten wird noch von der MNLA, der Touareggruppierung, die mit Hilfe der Islamisten einen unabhängigen Norden, bestehend aus den Regionen Timbuktu, Gao und Kidal, erkämpfen wollten, kontrolliert. Gelegentlich kommt es zu kleineren Scharmützeln und viele Flüchtlinge zögern noch, in den Norden zurückzukehren. Die Regierung versucht, den Befriedungs- und Versöhnungsprozess voranzutreiben und hat dafür ein eigenes Ministerium geschaffen.
Neben der politischen Lage bereitet vor allem die wirtschaftliche Situation große Sorge. Zwar fließen seit den Wahlen wieder Entwicklungsgelder, doch reichen die natürlich nicht aus und private Investitionen sind zur Zeit auch nicht zu erwarten. Der Präsident hat, wie nicht anders zu erwarten, der Korruption den Kampf angesagt, die Bevölkerung bleibt skeptisch, zumal der Präsident einigen Familienangehörigen Posten verschafft hat. Die Minister wurden zu ethischem und verantwortlichem Handeln verpflichtet.
Da EU und USA vor Reisen nach Mali warnen, obwohl eine pauschale Warnung sachlich nicht gerechtfertigt scheint, bleiben Touristen aus – eine ganze Branche ist existentiell bedroht.