Einführung von Mikrokrediten für Frauen

 15. Dezember 2007

109 Frauen profitieren schon von den Mikrokrediten des Centre Jigiya Bon

Auf Initiative des malischen Vereins zur Unterstützung der Schulbildung von Mädchen und des Teams des Centres gewährt Jigiya Bon seit 2007 Frauen der Gemeinde Daoudabougou in Bamako Mikrokredite. Herr Werner Zapf, dem wir dafür von ganzem Herzen danken, hat uns mit seiner großzügigen Spende von € 10.000 erlaubt, diese neue Aktivität in Gang zu setzen. Die Mikrokredite werden Frauengruppen gewährt – in Höhe von ca. € 45 (30.000 FCFA) für schon bestehende und € 30 (20.000 FCFA) für neue – um Einkommen schaffende Tätigkeiten ins Leben zu rufen. Wir haben Frauen als Zielgruppe gewählt, weil sie hinsichtlich der Kreditrückzahlung vertrauenswürdig sind – nach vergleichbaren Erfahrungen zu 95%! Seither haben 109 Frauen einen Kleinkredit erhalten, den sie nach 3 Monaten zu einem Zinssatz von 5% zurückzahlen müssen. Dieser Zinssatz, der für malische Verhältnisse günstig ist, erlaubt uns, die Ausgangssumme aufrecht zu erhalten und verschafft Jigiya Bon kleine Einnahmen.

Voraussetzung für die Gewährung eines Mikrokredits ist die Teilnahme an Kursen über Geschäftsführung, Buchhaltung und Regelungen über den Zugang zum Kredit. Die Zahl der Mitglieder einer Frauengruppe ist in der Regel auf 7 begrenzt. Jede Gruppe wählt eine Vorsitzende, welche die Gruppe gegenüber dem Zentrum und bei sonstigen Anlässen vertritt. Außerdem werden eine Schatzmeisterin und eine Sekretärin gewählt. Jedes Vierteljahr sammelt die Vorsitzende die Zinsen der Mitglieder ein, rechnet mit dem Zentrum ab und erhält einen neuen Kredit. Jede Gruppe führt eine Solidaritätskasse für Notfälle (Krankheit, Tod, Scheidung u.ä.), die durch kleine Beiträge der Mitglieder gespeist wird. Ein Rückstand der Rückzahlung bis zu 5 Tagen ist zulässig, für jeden weiteren Tag muß 1% Zins zusätzlich gezahlt werden. Wenn die Gruppe 2 bis 3 Mal rechtzeitig zurückzahlt, kann der gewährte Kredit aufgestockt werden. Bisher beträgt die Rückzahlungsrate 100%.

Auch wenn dieses Projekt keinen unmittelbaren Bezug zur Schul- und Berufsausbildung von Mädchen hat, halten wir die Initiative für eine positive und wichtige Ergänzung, um die Situation von Frauen und Familien in Daudabougou zu verbessern.

Leiterinnen von Frauengruppen kommen zur vierteljährlichen Abrechnung.

Voraussetzung für die Gewährung eines Mikrokredits ist die Teilnahme an Kursen über Geschäftsführung und Buchhaltung.

Bei regelmäßigen Besprechungen berichten die Gruppenleiterinnen über die Erfolge der Kreiditgruppen und die nächsten Ziele.

Was produzieren bzw. verkaufen die einzelnen Gruppen / Frauen?

Geschäftsfelder sind der Verkauf von

  • Kohle und Holz
  • „Bleu“, einem aus Maniok gefertigten Stärke- und Glanzmittel für Damast
  • Küchengeräten
  • Kinderkleidung
  • Nahrungsmitteln: Couscous, Maniok, Fisch, Makaroni etc.
  • Getränken (Säften) und Eis
  • selbst hergestellten Seifen
  • großen und kleinen Zwiebeln
  • Duftstoffen
  • Herstellung und Verkauf von „Galette“ (fettlosen Salzkeksen)
  • Fertigung und Verkauf von Kohle aus Kohlenstaub
  • Färben von Damast

Eine der Gruppen, die am Mikrokreditprogramm teilnehmen, möchten wir als Beispiel vorstellen: Eine kleine Frauen-AG in Bamako

Die Kooperative besteht aus sechs Frauen, die sich mit Hilfe der Kleinkredite in verschiedenen Geschäftsbereichen selbstständig gemacht haben. Siriba Samaké ist die Vorsitzende der Kooperative und ist zusammen mit zwei anderen Mitgliedern zu dem Treffen zur Zurückzahlung des zweiten Kredits und seiner Neuauflage erschienen. Sie arbeitet hauptberuflich als Vorschullehrerin, allerdings mit einem nur geringen Einkommen. Der Mikrokredit von Jigiya Bon ermöglicht es ihr im kleinen Rahmen Seife herzustellen und zu verkaufen, was hier wegen des hohen Verbrauchs von Seife ein relativ sicheres Einkommen bedeutet. Philomène Kankindi kommt aus Ruanda und ist nach dem Krieg nach Bamako gekommen. Sie verkauft Holzkohle in Säcken. Thèrese Cissé kommt von der Elfenbeinküste, lebt aber auch schon seit einigen Jahren in Bamako. Sie verkauft gefrorene Fruchtsäfte in kleinen Plastikbeuteln, die hier besonders bei Kindern sehr beliebt sind.

Die sechs Frauen kennen sich schon lange und man kann ihre große Solidarität untereinander deutlich spüren. Sie sind Nachbarinnen und zwei von ihnen sind verwandt, wobei wir uns nicht sicher sind, ob es sich dabei vielleicht um eine für Mali typische Wahlverwandtschaft handelt. Sie haben sich sehr bewusst für Teilnahme an unserem Kreditprogramm entschlossen, um ihre Lebensverhältnisse schrittweise zu verbessern und wollen ihre Geschäfte mit Hilfe der erzielten Gewinne weiterentwickeln. Thérèse Cissé hat zum Beispiel vor, Maniokraspel zu verkaufen, sobald sie sich das für die Herstellung benötigte Küchengerät leisten kann.

Präsidentin und Sekretärin einer Frauengruppe zählen die Zinsen – 5% im Quartal, was in Mali günstig ist – die sie zurückzahlen müssen.

Leiterin und Sekretärin der Gruppe zählen den Betrag für den fälligen Zins, 5% im Vierteljahr, astronomisch für uns, in Mali günstig.

Zufrieden mit dem neuen Kredit
Zufrieden mit dem neuen Kredit.

Hintergrundinformationen zur Vergabe von Mikrokrediten durch das Centre Jigiya Bon 2007

Frauen spielen oft eine große Rolle bei der Ernährung der Familien, bei Erziehung und Ausbildungschancen der Kinder und sind deswegen besonders förderungswürdig. Gerade in der Hauptstadt Malis, in Bamako sind Frauen oft allein erziehend und/oder tragen die gesamte Last der Versorgung der Familie alleine. Ein kleine Geschichte, die vielleicht zeigt, mit wie wenig Frauen in Mali auskommen müssen: Als die Mutter von 2 Schwestern vom Zentrum für die Beschaffung der Geburtsurkunden und der Einschulungspapiere 15.000 FCFA (etwa 22 €) erhielt, bekam sie Tränen in die Augen: noch nie in ihrem Leben habe sie einen so hohen Geldbetrag in ihren Händen gehalten.

Wer in Mali keine Sicherheiten vorweisen kann, bekommt dort bei Banken keinen Kredit. Da die Mehrzahl aller Frauen in Mali kein festes Gehalt und kein Eigentum hat, hat sie auch keine Chance, sich eine Existenz mit Hilfe eines Kredits aufzubauen. Die Bankzinsen betragen normalerweise 10%-15% pro Jahr. Mohammad Yunus ist für langjährige sehr erfolgreiche Förderungen mit Hilfe von Kleinkrediten in Bangladesch 2006 der Friedensnobelpreis verliehen worden. Auch in vielen anderen Ländern gibt es Kleinkreditinitiativen, angepasst an die jeweiligen Verhältnisse. Solche Kleinkredite werden inzwischen überwiegend an Frauen vergeben, da sich herausgestellte, dass Männer generell wesentlich unzuverlässiger bei der Rückzahlung der Kredite waren. Die Erfahrung zeigte, dass die Rückzahlungsrate bei fast 95% liegt, wenn die Kreditvergabe mit ausreichenden Weiterbildungangeboten verknüpft ist. Da die Frauen für die Kredite auch Zinsen zahlen müssen, bleibt der finanzielle Grundstock erhalten, so dass bei einem positiven Verlauf des Projektes immer mehr Frauen von der Kreditvergabe profitieren können.

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